Drucken

Wasserkraft wurde bereits sehr früh in Villmar genutzt, jedoch Jahrhunderte lang nicht zur Marmorverarbeitung,sondern – wie andernorts auch – für den Mühlenbetrieb. Dass man hierzu die ganzjährig Wasser führende Lahn wählte, ist nahe liegend, jedoch gab es in Villmar mit der Pulvermühle an der „Unteren Dutzenbach“ eine weitere Mühle.

Der älteste Mühlenpachtvertrag der Mühle an der Lahn datiert auf den 21. April 1448. Darüber hinaus geben zahlreiche weitere Mühlenakten Zeugnis vom Betrieb der Mühle, aber auch der Instandhaltung des Mühlenwehres (KUHNIGK 2000: 117).

Diese Herrschaftsbannmühle, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb war, war eine von „mindestens 20 Mühlen“ (KLÄSER 2005) am Flusslauf der Lahn. Unmittelbare Nachbarn hatte sie in Weilburg (zwei Mühlen) und Runkel, wie aus einer Karte bei Kläser (2005) hervor geht. Der Autor zeigt weiterhin eine Detailzeichnung der Lahn im Mühlenbereich mit Wehr und geplantem Wehr aus dem Jahr 1769 (KLÄSER 2005: 333). Im Jahr 1864 erwarb der Eltviller Gutsbesitzer Salomon Marix das Grundstück der alten Bannmühle, die bei Aumüller (2003, S. 63) abgebildet ist, mit dem Ziel hier eine Marmorfabrik zu errichten. Er leistete somit, was die in Villmar ansässigen Betriebe nicht finanzieren konnten: Er schuf eine Infrastruktur auf dem technischen Stand der Zeit (AUMÜLLER 2003). 1892 übernahm die Firma „Dyckerhoff und Neumann“ aus Wetzlar die mittlerweile so genannten „Nassauischen Marmorwerke“ und errichtete 1911 unmittelbar am linken Ufer der Lahn ein Turbinenhaus, um die Wasserkraft der Lahn für die Marmorverarbeitung zu nutzen. Nach der Schließung des Marmorwerkes übernahm die Gemeinde einen Teil der Grundstücke.

Heute befindet sich dort die König-Konrad-Halle. Die Turbinen im alten Turbinenhaus dienen heute noch der Stromerzeugung, allerdings für das öffentliche Stromnetz.

Quellen:
AUMÜLLER, L. (2003): Ein Naturschatz brachte Villmar lange Zeit Arbeit und Brot.– in: Bilder zur Geschichte Villmars,48–91; Villmar.
KLÄSER, J. (2005): Das Mühlenwesen im Herzogtum Nassau.– Nass. Annalen, 116: 329–413.
KUHNIGK, A. M. (2000): Villmar. Geschichte und Gestalt; Villmar.